Sonntag, 15. April 2012

Bin ich out?

Ich nehme das heute anstehende Rock am Ring Vortreffen zum Anlass um Kritik zu üben. Kritik an einer Party-Gesellschaft, die in den letzten Jahren Überhand genommen hat. Eine Party Gesellschaft, bei der ich mich immer wieder fragen muss: ist gute Musik eigentlich wirklich so schwer zu verstehen? Oder ist die Überstimulation durch billige Chartprodukte einfach zu groß um die gute Musik überhaupt erst zu beachten?

Auf einer durchschnittlichen Party heutzutage fängt der Krampf meist schon beim DJ an, der entweder aggressiv oder total hinterwäldlerisch daher kommt um mit elektronischen Beats (meist von diesem ominösen David Guetta) das wilde Tanzvolk von seinem Können zu überzeugen. Das wilde Tanzvolk, das meint heute buntbemalte 15 jährige mit Wodka-Bull in der Hand, die vehement die neusten Hits von irgendwelchen DJs fordern, während sie ihre Gürtel, die sie fälschlicherweise als Röcke tragen, immer weiter nach oben rutschen lassen.
Diese Hits, die durch Clubs und Feiern meist 5mal am Abend schallen (es wird ja schließlich geremixt, das ist ja die große Kunst) sind zu allem Elend meist dargeboten von geldgeilen Amerikanern, die sich selbst nicht einig sind, was sie da überhaupt singen. Immerhin wissen sie, dass sie "sexy" sind.

Auch der DJ weiß das mittlerweile, denn er geht schon das Risiko ein und spielt Lieder, die älter als ein Jahr sind. Die meisten Leute auf der Party können sich so weit garnicht zurückerinnern und tingeln erstmal an die Bar. Dort kommt man dann mit ihnen ins Gespräch, wenn sie sich schon zum fünften mal darüber brüskieren, warum denn nicht die neue Single von Lady Gaga läuft. "So ein geiles Lied ey!! Mega fette Beats, richtig zum abzappeln"
- Momente, in denen man normalerweise aufstehen und Beatles Platten für lau verteilen sollte. Es sind diese Stunden, in denen man sich a) immer wieder fragt, warum man überhaupt hergekommen ist und b) was eigentlich mit all diesen Menschen schiefgelaufen ist.
Richtig brenzlig wird die Situation aber erst, wenn man nach Stunden des Leidens seinen Mut zusammennimmt und sich beim DJ ein Lied wünscht. Nun gibt es 2 Möglichkeiten, wie diese Situation ausgeht:

Szenario 1: Der DJ kennt keine der 5 Bands die du ihm vorschlägst, er weist dich immer darauf hin, dass "Rock" voll uncool ist und dass du mehr trinken sollst. Er erklärt dir, dass er halt nur "aktuelle" Hits auf seinem MacBook hortet und dass er dir, als Kompromiss, weil er von deinen Liedwünschen noch nie was gehört hat, die neue CD von Guetta auflegt.

Szenario 2: Der DJ beginnt mit dir eine wilde Diskussion darüber, dass du keine Ahnung von Musik hast und du dich mit deinem Musikgeschmack doch am besten zuhause eingraben solltest. Natürlich vorher alle Rolläden runterlassen, dass bloß niemand sieht, was für eine schändliche Person du doch bist. In diesem Szenario kommt meist noch die Crew des DJs dazu (erkenntlich an den Hosen in den Kniekehlen), die weiterdiskutieren wollen.
 Am Ende dieses Ergusses von geistreichen Kommentaren bist du dann entweder so genervt, dass du dich total besäufst und weiterpöbelst oder du dir wirklich Gedanken machst, wie "out" und "uncool" eigentlich dein Musikgeschmack ist.

Schon oft passiert und immer wieder kam ich zum gleichen Fazit: es braucht meist nur ein einziges Lied, um mir wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass 3 Gitarren, 1 Bass, 1 Schlagzeug und ein verdammt authentischer Sänger und Liedschreiber niemals vergleichbar sind mit einem Computer. Niemals.

3 Kommentare:

  1. wunderbar. ich zappel trotzdem mit dir gerne nochmal im Ding zu genau diesen schändlichen Dingen, inklusive Lady Gaga und David Guetta ab. :D

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  2. boah caro, du schadest gerade total meiner credibility ;) :D

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  3. bist eben doch nich so out schätzelein :D

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