Montag, 21. Mai 2012

Social Distortion

Wir alle kennen die unmenschlichen Dimensionen an Zeit, die uns (eigentlich) so unnötige Plattformen wie Facebook täglich kosten.
Die 764 Freunde, die man im Laufe der Jahre gesammelt hat, geben in weiten Teilen Dinge von sich, die rein vom Gehalt her dem Nachmittags Fernsehen von RTL äquivalent sind oder senden am Besten gleich die Einladung, auf einer virtuellen Farm Mais und Karotten zu ernten.

Versteht das jetzt nicht falsch, das soll hier kein Hasslied auf die Social Networks und deren kopfleere Nutzer sein, im Gegenteil.
Viel mehr geht es um die kleine Zahl an Menschen, deren Posts uns wirklich interessieren, an deren Leben wir teilhaben wollen oder vielleicht sogar müssen. Saßen nicht jeder einmal in einer lustigen Runde und wunderte sich über verquere und weltfremde Parolen, die "Freunde" oder Bekannte im Netz publizierten oder welches Foto sie jetzt schon wieder von ihren Brüsten hochgeladen haben? Oder diese neuen, süßen Fotos, fesch bearbeitet bei Photoshop oder CorelDraw, versehen mit weltverändernden und tiefgründigen Gedichten und Versen. Herzallerliebst immer wieder die depressiven Zeilen, der nach Aufmerksamkeit dürstenden Damen und Herren.
Unnützer Gossip, der uns eigentlich relativ unberührt lassen sollte. Tut er auch. Schlimm genug, dass wir darüber reden, aber wirkliches Interesse rufen diese Oberflächlichkeiten im Freundeskreis nicht hervor.

Ich spiele hier ganz bewusst auf eine Art von Post auf, hinter deren tiefe Bedeutung die meiten noch nicht gekommen sind. Die Links zu Musik. Am Besten noch versehen mit einer Punchline aus dem Song um die Message auch für die Dummen hervorzuheben.
Bei gut 40%, nämlich der Fraktion Skrillex oder David Guetta, dürften meine folgenden Zeilen nun hinfällig sein, aber alle anderen fühlen sich jetzt bitte angesprochen.
Wenn ich Musik poste, poste ich mehr als nur ein nettes Lied, was mir gerade gefällt. Mit Musik übermittle ich immer eine Botschaft, die wahrscheinlich die meisten nicht mal annähernd verstehen werden. Ein gepostetes Lied adressiert meist eine ganz bestimmte Person oder bezieht sich auf eine Situation. (Und damit mein ich nicht das letzte Rock am Ring...)

Ich weiß nicht, ob ich mit meinen Ansichten hier alleine stehe, aber mit einem geposteten Song wird für mich auch immer der Text interessant. Daraus schließe ich, was wohl mit der Person gerade los ist oder was sie mir damit sagen möchte.
Die Musik bietet in den Social Networks auch den totalen Gesprächsallergikern die Basis, um der Geliebten durch die Palme was mitzuteilen oder lästigen Zorn abzuwerfen. Mit Liedern und deren Texten wirft man nicht um sich, man setzt sie gezielt ein um Dinge zu vermitteln, fast schon wie in der Grundschule mit kleinen Zettelchen.
Nur irgendwie interessanter, ansprechender und mit mehr Anreiz.



Sonntag, 15. April 2012

Bin ich out?

Ich nehme das heute anstehende Rock am Ring Vortreffen zum Anlass um Kritik zu üben. Kritik an einer Party-Gesellschaft, die in den letzten Jahren Überhand genommen hat. Eine Party Gesellschaft, bei der ich mich immer wieder fragen muss: ist gute Musik eigentlich wirklich so schwer zu verstehen? Oder ist die Überstimulation durch billige Chartprodukte einfach zu groß um die gute Musik überhaupt erst zu beachten?

Auf einer durchschnittlichen Party heutzutage fängt der Krampf meist schon beim DJ an, der entweder aggressiv oder total hinterwäldlerisch daher kommt um mit elektronischen Beats (meist von diesem ominösen David Guetta) das wilde Tanzvolk von seinem Können zu überzeugen. Das wilde Tanzvolk, das meint heute buntbemalte 15 jährige mit Wodka-Bull in der Hand, die vehement die neusten Hits von irgendwelchen DJs fordern, während sie ihre Gürtel, die sie fälschlicherweise als Röcke tragen, immer weiter nach oben rutschen lassen.
Diese Hits, die durch Clubs und Feiern meist 5mal am Abend schallen (es wird ja schließlich geremixt, das ist ja die große Kunst) sind zu allem Elend meist dargeboten von geldgeilen Amerikanern, die sich selbst nicht einig sind, was sie da überhaupt singen. Immerhin wissen sie, dass sie "sexy" sind.

Auch der DJ weiß das mittlerweile, denn er geht schon das Risiko ein und spielt Lieder, die älter als ein Jahr sind. Die meisten Leute auf der Party können sich so weit garnicht zurückerinnern und tingeln erstmal an die Bar. Dort kommt man dann mit ihnen ins Gespräch, wenn sie sich schon zum fünften mal darüber brüskieren, warum denn nicht die neue Single von Lady Gaga läuft. "So ein geiles Lied ey!! Mega fette Beats, richtig zum abzappeln"
- Momente, in denen man normalerweise aufstehen und Beatles Platten für lau verteilen sollte. Es sind diese Stunden, in denen man sich a) immer wieder fragt, warum man überhaupt hergekommen ist und b) was eigentlich mit all diesen Menschen schiefgelaufen ist.
Richtig brenzlig wird die Situation aber erst, wenn man nach Stunden des Leidens seinen Mut zusammennimmt und sich beim DJ ein Lied wünscht. Nun gibt es 2 Möglichkeiten, wie diese Situation ausgeht:

Szenario 1: Der DJ kennt keine der 5 Bands die du ihm vorschlägst, er weist dich immer darauf hin, dass "Rock" voll uncool ist und dass du mehr trinken sollst. Er erklärt dir, dass er halt nur "aktuelle" Hits auf seinem MacBook hortet und dass er dir, als Kompromiss, weil er von deinen Liedwünschen noch nie was gehört hat, die neue CD von Guetta auflegt.

Szenario 2: Der DJ beginnt mit dir eine wilde Diskussion darüber, dass du keine Ahnung von Musik hast und du dich mit deinem Musikgeschmack doch am besten zuhause eingraben solltest. Natürlich vorher alle Rolläden runterlassen, dass bloß niemand sieht, was für eine schändliche Person du doch bist. In diesem Szenario kommt meist noch die Crew des DJs dazu (erkenntlich an den Hosen in den Kniekehlen), die weiterdiskutieren wollen.
 Am Ende dieses Ergusses von geistreichen Kommentaren bist du dann entweder so genervt, dass du dich total besäufst und weiterpöbelst oder du dir wirklich Gedanken machst, wie "out" und "uncool" eigentlich dein Musikgeschmack ist.

Schon oft passiert und immer wieder kam ich zum gleichen Fazit: es braucht meist nur ein einziges Lied, um mir wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass 3 Gitarren, 1 Bass, 1 Schlagzeug und ein verdammt authentischer Sänger und Liedschreiber niemals vergleichbar sind mit einem Computer. Niemals.

Samstag, 14. April 2012

Ein Hauch von Masochismus?!

Wir Mädels tuns doch irgendwie alle.
Ausnahmslos. Die Dicken, die Doofen, die Schlauen und auch die Lauten.

Auch wenn wir es nicht immer zugeben, irgendwann kommt der Moment, an dem sich jede Frau auf die Couch zurückzieht und bei Serien wie Grey's Anatomy Seen voller Leid zusammenweint.
Doch wir wissen schon vorher, was passieren wird, wenn wir den Fernseher einschalten. Es ist uns vollkommen bewusst, dass nur eine Packung Papiertaschentücher auch dieses Mal nicht reichen wird und dass wir uns nach einer Episode fühlen, wie frisch ausgekotzt.
Wir nehmen es bewusst in Kauf, dass uns ein fiktives Schicksal auferlegt wird, mit dem wir 45 Minuten lang fiebern und bangen, obwohl einem als erfahrener Zuseher nach 3 Minuten schon klar sein sollte, dass der junge Mann auf dem OP Tisch, der seit Stunden aus sämtlichen Körperöffnungen blutet, es nicht schaffen wird und dass damit eine Familientragödie ins Rollen kommt, die unser Herz zum Weinen bringt.

Immer wieder muten wir uns diese seelischen Selbstverstümmelungen zu. Als würde uns unser eigenes Schicksal nicht schon genug Probleme machen, suchen wir uns die Probleme (meist auch noch fiktiver) anderer Charaktere, mit denen wir dann schmerzliche Tragödien durchleben.
Doch nicht nur die am laufenden Band sterbenden Patienten machen uns zu schaffen, auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der Ärzte.
In Bürgerkriegsartigen Zuständen darf hier jeder mal mit jedem, kein Fettnäpfchen wird ausgelassen und jede Chance, etwas zu vermasseln, wird genutzt.
Jedem auch nur halbwegs geistlich versierten Menschen sollte auffallen, dass diese Beziehungskiste noch realitätsferner als die Meisterschaft des KSC ist-
doch wenn wir Frauen auf der Couch im MC Dreamy Fieber sind, werden wir für solche Offensichtlichkeiten blind. Wir steigern uns hinein, fühlen mit und tratschen meist noch Wochen nach einer Folge mit der besten Freundin darüber, wie traurig doch der Tod von Doktor XY sei.

Dieses Phänomen ist genauso komplex wie unnötig und kann wohl nur durch eines erklärt werden: Wir sind Frauen, wir sind emotional und wir sind auch noch glücklich damit.
(Außer natürlich Mittwochs um 20:15...)